Judith von Dall’Armi

 

In meinen Kursen steht das Üben zentral im Vordergrund. Um ein eigenständiges Üben zu fördern, ist es unumgänglich, einige Gedanken und Gesetzmäßigkeiten in den Unterricht hinein zu führen, so wie man beim Erlernen einer Fremdsprache sich leichter tut, wenn man sich immer mehr mit der Grammatik, den Vokabeln und der Kultur des Landes auseinandersetzt.

In den ersten Stunden sind mir die praktischen Anleitungen der Yogastellungen und die „Gliederung“ wichtig.

Dies beinhaltet aus meiner Sicht auf der körperlichen Ebene:

  • die Wahrnehmung von Entspannung und Nicht-Fixierung des Schultergürtels
  • die Stabilität und Sammlung im Becken und die Festigkeit in den Beinen
  • die Entwicklung der Dynamik aus der Mitte der Brustwirbelsäule das ein natürliches, freies und freudiges Aufrichten möglich wird

Zu diesen Ebenen lassen sich mit der Zeit Bezüge herstellen wie der Zusammenhang von Denken, Fühlen und Handeln des Menschen, zu Körper, Seele, Geist, die Dreigliederung, die schon Aristoteles erkannte.

Wir setzen unseren Geist ein um etwas Neues zu entwickeln, die Seele wünscht sich neue Horizonte und diese stimmen immer mehr mit geistigen und weltlichen Kriterien überein damit schöne und ästhetische Werke entstehen;  so beschreibt es Heinz Grill in seinem Buch „Die Seelendimension des Yoga, S. 17“

Eine Gliederung bringt eine bestimmte Ordnung, die Ruhe und Ausgeglichenheit erzeugt und immer einen Raum für neues Erleben offenhält.

Durch ein persönliches und individuelles Interesse drückt sich dieses in den Übungen aus – nicht zu streng oder nur durch Konzentration aus dem Körper soll die Übung ausgeführt werden und auch nicht zu lasch oder gar vom Gemüt geleitet. Die Form soll harmonisch sein. Harmonie bedeutet, dass es dem Übenden gelingt, die Gliederung des Körpers von Oben, Mitte und Unten in ein gesundes Verhältnis zueinander zu führen. Hierzu ist ein ständiges Beobachten und Korrigieren notwendig, diese Harmonie immer wieder neu zu schaffen, z.B. die verspannten Schultern wieder bewusst loszulassen. Harmonieempfinden ist immer ein Ergebnis von vorher ordnenden Schritten.

Der nächste Schritt in den darauffolgenden Übungsstunden wird sein, auf den freigelassenen Atem in den Übungen zu achten, die Ruhe in die Übung selbst hinein zu bringen und gleichzeitig das Umfeld wahrzunehmen.

Konzentration wird hier nicht als willentliche Fokussierung auf eine Sache verstanden sondern die Fähigkeit, eine Weite zu kreieren, in der differenziert und ruhig die Zusammenhänge, in denen der Mensch steht, zu realisieren. Die Fähigkeit, dadurch neue entwicklungsfreudige Lernschritte zu erkennen, ist mir ein wichtiges  Anliegen für meine Teilnehmer/Innen.

Übungsreihen:

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