Beitrag von Birgit Meißner

Wirkung

Der Schulterstand (Salamba Sarvangasana, wörtlich: die gestützte Ganzkörper-Haltung) ist eine der zentralen Yogaübungen. B.K.S. Iyengar bezeichnet die Haltung als „die Mutter aller Asanas“ und als „Universalheilmittel gegen die meisten alltäglichen Krankheiten“ (Licht auf Yoga, S. 193). Die Übung dieser Umkehrstellung erzeugt Vitalität, Harmonie und Freude im menschlichen Organismus.

Durch die Lage des Kinns nah am Brustbein werden die Schilddrüse und Nebenschilddrüsen stimuliert.Somit erhöht sich die Funktionsfähigkeit des Hormonsystems. Das venöse Blut fließt mit der Schwerkraft mühelos zurück zum Herzen und die Venen werden mit frischem sauerstoffreichen Blut versorgt. Hals und Brust werden ebenfalls gut durchblutet und der Atem fließt freier. Das Immunsystem wird gestärkt und Atemwegsinfektionen treten bei regelmäßiger Übung seltener auf. Die freie Aufhängung des Darmes in der Umkehr beseitigt Verdauungsprobleme und  lindert Menstruationsbeschwerden (Beachte hier: während der Monatsregel dürfen Frauen kein Umkehrstellungen üben!)

Die Nerven werden durch die ruhige Stellung des Kopfes besänftigt. Launenhaftigkeit und Schlafprobleme verringern sich (siehe Abb. 1)

 

Herangehensweise

Da der Schulterstand insgesamt beruhigend wirkt, üben wir ihn im Iyengar Yoga gegen Ende einer Yogasequenz.
Um die Halswirbelsäule nicht zu überlasten, erhöhen wir die Schultern und Oberarme mit 3-5 Decken oder Schaumstoffplatten (Siehe Abb. 1). Damit die Brust sich richtig öffnen kann, müssen die Ellbogen schulterbreit stehen. Damit dies gut gelingt, verwenden wir einen Gurt um die Ellbogen. Hals und Gesicht müssen in der Haltung entspannt bleiben.

 

Einige Menschen haben Vorbehalte gegenüber dieser Haltung, weil sie unsicher sind oder aufgrund von Nackenproblemen. In den meisten Fällen ist es dennoch möglich, den Schulterstand zu üben, indem man man einen Stuhl verwendet (siehe Abb. 2). Ein solch stabiler Stuhl trägt das meiste Gewicht des Körpers. Der Nacken wird hierbei durch ein dickes Kissen vollständig gestützt. Der Stuhl vermittelt Sicherheit. Hier öffnet sich der Brustkorb mehr, daher empfiehlt sich diese Variation auch bei Erschöpfung, bei Infekten der Atemwegsorgane oder zur Vorbereitung auf Atemübungen (Pranayama). Auch Schwangere können den Schulterstand mit Stuhl müheloser und länger üben.

 

Eine weitere Methode zum Erlernen der Haltung ist der Schulterstand mit den Füßen an der Wand (Abb. 3). Mit Hilfe der Wand gelangt man in die Haltung, ohne sich vom Boden aus hochschwingen zu müssen. Man beginnt im Liegen mit dem Becken an der Wand und presst die Füße in die Wand, um  den Rumpf, das Becken und die Oberschenkel  anzuheben und in die Umkehr zu bringen. Anfänger können so lernen, sich in der ungewohnten Stellung wohl zu fühlen. So können auch Schüler mit Beschwerden in der Lendenwirbelsäule, Frauen in der fortgeschrittenen Schwangerschaft oder übergewichtige Personen den Schulterstand üben. Alle Übenden haben in dieser Variante einen besseren Zugang zur Aufrichtung des Beckens, das in der Endstellung (Abb.1) im Lot über den Schultern stehen soll.